17.04.23
Grauschnäpper
Hast Du schon einmal einen Grauschnäpper (Muscicapa striata) in Wäldern oder in Parks beobachtet? Meist sitzt er ganz still da und wartet auf seine Beute. Sobald sich ein Insekt nähert, jagt er es, bis er es schließlich gefangen hat. Somit ist er ein äußerst geschickter Jäger. Er gehört zur Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae).
In Deutschland steht der raffinierte Vogel leider auf der Vorwarnliste. Mit bundesweit nur noch 155 000 bis 230 000 Brutpaaren steht er kurz davor, zu den gefährdeten Arten zu zählen. Der Bestand nimmt weiter ab.
Aussehen
Als Jäger sollte sich der Vogel möglichst gut in seine Umgebung einfügen, um nicht aufzufallen. Das gelingt dem Grauschnäpper sehr gut. Sein Federkleid besteht aus verschiedenen Brauntönen, einem Cremeweiß und grauen Akzenten.
Sein Bauch und Unterbauch sind in ein Cremeweiß gehüllt. Die Seiten ziert zudem eine graue Marmorierung. Auf dem Kopf trägt er eine hell- und dunkelbraun gestreifte Kappe. Die Wangen heben sich in einem mittleren Braunton vom übrigen Gesicht ab.
Auf dem Rücken zeigt sich das gleiche Muster in verschiedenen Braunnuancen. An den Flügeln sowie den Schwanzfedern hat der Vogel dunkelbraune und schwarze Farbflächen. Mit einer Körperlänge von 13,5 bis 15 cm gehört er zu den größeren Vogelarten. Sein Schnabel und seine Beine sind dunkelgrau-schwarz.
Während sich die erwachsenen Tiere optisch kaum unterscheiden, sieht das Federkleid der Jungvögel deutlich anders aus. Auf dem braunen Rücken tragen sie große cremeweiße Flecken. Im Vergleich zu ihren Eltern ist ihr Bauch- und Unterbauchbereich in einem gräulich-dunkleren Farbton gehalten.
Klang
Sobald der Grauschnäpper zu singen beginnt, ertönen helle, fast schon metallische Laute. Sie ergeben keine gleichmäßige Melodie, sondern haben wechselnde Tonhöhen. Der Vogel bildet auch keine erkennbaren Strophen. Zwischendurch streut er immer wieder einen zweisilbigen Laut ein, der ein zentrales Element darstellt. Der Gesang ist insgesamt eher unauffällig.
Ernährung
Wie bereits kurz erwähnt, gehören Insekten zur Leibspeise des Grauschnäppers. Beliebt sind vor allem Hummeln, Schmetterlinge und auch Heuschrecken. Der Vogel ist ein sogenannter Ansitzjäger, was bedeutet, dass er erst aktiv wird, wenn sich seine Beute in seinem Sichtfeld zeigt. Erst dann fliegt er los und vollführt dabei recht anspruchsvolle Flugmanöver. Danach hält er auf seiner Warte erneut Ausschau.
Die Form seines Schnabels kommt ihm dabei sehr zugute: Er ist dünn und lang, sodass er Insekten perfekt aus der Luft fangen kann.
Um seinen Nährstoffbedarf zu decken, frisst der Vogel – je nach Jahreszeit – auch verschiedene Beeren und Früchte. Körnern, Nüssen oder Sämereien hingegen schenkt der Weichfutterfresser keinerlei Beachtung.
Brutzeit
Grauschnäpper haben im Vergleich zu anderen Vogelarten eine relativ kurze Brutzeit. Ihre Brutstätte besteht aus Zweigen, Moos und Halmen, die mit Tierhaaren oder anderen weichen Materialien ausgepolstert werden. Wenn der Nestbau abgeschlossen ist, legt das Weibchen im Mai vier bis fünf Eier. Diese haben eine beige Grundfarbe und viele rot-braune Tupfer.
Bevor die Jungen schlüpfen, bebrütet das Weibchen die Eier etwa zwei Wochen lang. Im Anschluss versorgen beide Elternteile ihren Nachwuchs mit Nahrung. Bevor die jungen Grauschnäpper das Nest verlassen, vergehen weitere zwei Wochen. Bei der Vogelart passiert es häufiger, dass während der Brutzeit gleich zwei Gelege aufgezogen werden. In diesem Fall unterstützt sogar die erste Brut bei der Nahrungssuche, obwohl sie gerade erst flügge geworden ist.
Lebensraum
Der Grauschnäpper bevorzugt Gebiete mit altem Baumbestand. Daher triffst Du ihn häufig in Nadel-, Laub- und Mischwäldern an. Da er sonnige Plätze sucht, hält er sich eher an Waldrändern oder auf Lichtungen auf. Er ist kein typischer Stadtvogel, sondern bevorzugt Dörfer oder ruhige Viertel mit viel Grün.
Der Grauschnäpper ist nur knapp die Hälfte des Jahres bei uns zu Hause. Die andere Jahreshälfte verbringt er in wesentlich wärmeren Gebieten. Von April bis September kannst Du ihn in unseren heimischen Gefilden sehen. Danach zieht er in Richtung Süden los. Auf seinem Weg legt der Vogel eine beachtliche Strecke zurück. Teilweise fliegen einige Tiere sogar bis nach Südafrika, um dort zu überwintern. Aus diesem Grund zählt der Grauschnäpper zu den Langstreckenziehern.
Weitere wissenswerte Fakten rund um den Grauschnäpper
- Bei der Wahl seiner Brutstätte hat sich der Grauschnäpper längst an uns Menschen angepasst. So baut er sein Nest nicht nur in natürlichen Gewächsen, sondern auch in Blumenkästen, Mauerlöchern und sogar an Fensterläden.
- Wenn Du dem Grauschnäpper in seiner Brutzeit unter die Arme greifen möchtest, kannst Du ihm Nisthilfen Statt eines herkömmlichen Meisenkastens mit einem kleinen Einflugloch solltest Du lieber einen Kasten mit einer größeren Öffnung wählen.
Bildquelle(n):
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